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Schwerpunkt Regionale Entwicklung

Fünfter Österreichischer Kreativwirtschaftsbericht

Die Kreativwirtschaft ist vorrangig in und um Landeshauptstädte angesiedelt, aber Kreativunternehmen im ländlichen Raum nehmen stark zu 

In Bezug auf den Standort zeigt sich, dass nach Wien (42 %) die meisten Unternehmen der Kreativwirtschaft in Niederösterreich ansässig sind. 15 % aller heimischen Kreativwirtschaftsunternehmen (das sind rund 5.600 Unternehmen) hatten im Jahr 2010 ihren Standort in diesem Bundesland. Jeweils rund 10 % der Kreativwirtschaftsunternehmen waren in Oberösterreich (ca. 3.900 Unternehmen) und in der Steiermark (ca. 3.800 Unternehmen) angesiedelt.

Nach Wien (17,5 %) hat die Kreativwirtschaft – gemessen an allen Unternehmen – die größte Bedeutung in Niederösterreich, wo 2010 rund 9 % aller dort ansässigen Unternehmen der Kreativwirtschaft zuzurechnen waren. Hohe Anteile waren zudem in Salzburg, in der Steiermark und in Vorarlberg zu finden, wo der Anteil der Kreativwirtschaftsunternehmen jeweils rund 8 % aller Unternehmen betrug.

Insgesamt siedeln sich Kreativwirtschaftsunternehmen vorrangig in den Landeshauptstädten und rund um die städtischen Zentren, in den sogenannten  „rurbanen“ Speckgürteln an. In den Landeshauptstädten und einigen Bezirken rund um Wien machte der Anteil der Kreativunternehmen mehr als 10 % aus. Überdurchschnittlich hohe Anteile (7,4 % bis 9,9 %) waren zudem auch in den Speckgürteln rund um Linz, Graz und Salzburg sowie in den Vorarlberger Bezirken Bregenz, Dornbirn und Feldkirch zu finden. Kreativwirtschaft ist ein urbanes und rurbanes Phänomen. Ungefähr 18 % der Kreativwirtschaftsunternehmen sind auch im ruralen/ländlichen Raum vorzufinden.

Bezogen auf die Entwicklungsdynamik im regionalen Raum ist zu beobachten, dass die Dynamik der Kreativwirtschaftsunternehmen in den ländlichen Regionen – ausgehend von einem niedrigeren Niveau – höher ausfällt als in den urbanen Gebieten. In Gemeinden mit einer niedrigen Bevölkerungsdichte ist deren Anzahl in Österreich zwischen 2008 und 2010 mit mehr als 10 % deutlich stärker gestiegen als in Gemeinden mit einer mittleren (ca. +8 %) und hohen Bevölkerungsdichte (exkl. Wien: rund +6 %).

Damit spiegelt sich im Wachstum der Kreativwirtschaft der auch im ländlichen Raum fortschreitende Strukturwandel zum Dienstleistungsbereich wider und deckt regionale Potenziale für die Kreativwirtschaft auf.

Work-Life-Balance ist wichtiger Faktor für die Standortwahl

Bei Kreativen sind die Grenzen zwischen privaten und beruflichen Lebensbereichen und Kontakten oft verschwommen. Insbesondere in der Stadt angesiedelte KreativunternehmerInnen weisen einen hohen Grad an Verschränkung von privaten und beruflichen Netzwerken auf. Dieses Aufweichen der Differenzierung von Arbeit und Leben spiegelt sich auch in den Faktoren, die von Kreativunternehmen als Anspruch an den Unternehmensstandort gestellt werden, wider.

Die Analysen zeigen, dass Kreativunternehmen bei der Standortwahl auf die Work-Life-Balance, also auf die Vereinbarkeit von Arbeits- und Privatleben große Rücksicht nehmen. Jene UnternehmerInnen, die ausschließlich aus unternehmerischen Gesichtspunkten den Standort wählen, sind in der Minderheit. Die Standortwahl der KreativunternehmerInnen wird eher spontan getroffen. Zu den wichtigsten privaten Gründen zählen die Nähe zum Wohnort und die Lebensqualität. Preiswerte Räumlichkeiten, Infrastruktur und Absatzmarkt sind die zentralsten unternehmerischen Gründe bei der Wahl des  Unternehmensstandortes.

Insgesamt weisen die Kreativwirtschaftsunternehmen mit einer Vielzahl weicher und harter Standortfaktoren eine hohe Zufriedenheit auf. Somit kann die gute Standortqualität Österreichs für die Kreativwirtschaft festgehalten werden. Die Lebensqualität wurde als jener Faktor identifiziert, den die Kreativen am häufigsten als wichtig für den unternehmerischen Erfolg einstufen. Gleichzeitig ist sie auch jener Faktor, mit dem die KreativunternehmerInnen am zufriedensten sind. Darüber hinaus spielt das „kreative Milieu“ eine bedeutende Rolle: Für sechs von zehn Kreativunternehmen ist ein tolerantes, offenes Umfeld bzw. das Vorhandensein kreativer Gleichgesinnter wichtig für den Unternehmenserfolg.

Regionale Verankerung und fixe Unternehmensstandorte sind gegeben, aber auch räumliche Mobilität

Mehr als die Hälfte der befragten Kreativwirtschaftsunternehmen arbeitet in eigenen Büroräumlichkeiten, mehr als ein Drittel von zu Hause aus, und rund 5 % sind in GründerInnenzentren oder Gemeinschaftsbüros tätig. In der Stadt angesiedelte UnternehmerInnen haben häufiger flexible Arbeitsplätze: Weniger als 5  % der Unternehmen gaben an, keinen fixen Arbeitsstandort zu haben, wobei der Anteil an UnternehmerInnen mit flexiblen Arbeitsorten bzw. nicht fixem Arbeitsort in urbanen Regionen stärker ausgeprägt ist als bei Kreativen in ländlichen Regionen (ca. 5 % gegenüber rund 2 %).

Mehr als die Hälfte der UnternehmerInnen könnte ihre unternehmerische Tätigkeit ortsunabhängig, also unabhängig vom Unternehmensstandort ausüben. Allerdings arbeitet nur ein geringerer Teil (etwa 14 %) der Kreativen vorwiegend an anderen Orten als dem Unternehmensstandort. Dass sich die wichtigsten KundInnen und KooperationspartnerInnen der Kreativen meist in derselben Region befinden wie ihr Unternehmensstandort, weist darauf hin, dass die KreativunternehmerInnen zwar von ihren Arbeitsbedingungen aus ortsunabhängig arbeiten könnten, aber letztlich sehr lokal verankert sind. Dies spiegelt sich auch in ihrem Regionsverständnis wider: Rund 66 % der Kreativwirtschaftsunternehmen haben ein kleinräumiges Regionsverständnis, welches bei der Standortregion meistens ausschließlich die unmittelbare Umgebung (Nachbarschaft, Gemeinde, Stadt) einschließt.

Der hohe Anteil an Kreativen, die ortsunabhängig arbeiten können, zeigt, dass die Branche auf die räumliche Infrastruktur ihrer Arbeitsbedingungen bezogen flexibel ist und dass eine Bereitschaft besteht, neue Arbeitsräume anzunehmen, wenn diese den privaten und beruflichen Standortanforderungen entsprechen. Nicht wenige Kreative (ca. 17 %) planen in den kommenden drei Jahren einen Standortwechsel, vor allem jene Unternehmen, die sich in einer  Wachstumsphase befinden.

Vier regionale Unternehmenstypen der Kreativwirtschaft mit unterschiedlichen Anforderungen an ihren Standort

Die vielfältigen Bereiche der Kreativwirtschaft haben mit ihren unterschiedlichen Strukturen auch verschiedene Anforderungsprofile an den Unternehmensstandort. Eine zusätzliche Vielfalt ergibt sich durch spezifische räumliche Interaktion. Im Rahmen dieser Studie konnten vier verschiedene Typen an Kreativwirtschaftsunternehmen nach räumlichen Kriterien identifiziert werden. Mittels eines statistischen Verfahrens zur Gruppenbildung (Clusteranalyse) wurden die Unternehmen der Stichprobe folgenden Typen zugeordnet: „ländliche Kreative“ (28 %), „grenz-überschreitende Kreativunternehmen“ (17 %), „stadtabhängige Kreativunternehmen“ (24 %) und „intrinsisch motivierte Stadtkreative“ (31 %).

Die „intrinsisch motivierten Stadtkreativen“ sind im urbanen Raum angesiedelt und auch dort vernetzt. Sie zeichnen sich durch räumliche Flexibilität aus, das heißt, sie können ihrer unternehmerischen Tätigkeit auch an anderen Orten nachgehen. Die Anwesenheit in der Stadt ist für das unternehmerische Handeln nicht zwingend notwendig und daher aus anderen Gründen heraus motiviert. Dieser Unternehmenstyp beschäftigt größtenteils keine MitarbeiterInnen (80 % EPU). Die Ansiedlung in der Stadt ist somit eine bewusste Entscheidung.

Die „ländlichen Kreativen“ sind außerhalb der urbanen Regionen angesiedelt. Auch die wichtigsten KundInnen und GeschäftspartnerInnen dieses Unternehmenstyps befinden sich außerhalb von Städten. Die „ländlichen KreativunternehmerInnen“ führen meist kleine Unternehmen, 60 % sind Ein- Personen-Unternehmen (EPU).

Die „stadtabhängigen Kreativunternehmen“ sind in der Stadt ansässig und haben gleichsam ihre wichtigsten KundInnen bzw. GeschäftspartnerInnen in urbanen Gegenden. Ihre unternehmerische Tätigkeit erfordert insbesondere die Anwesenheit am Standort. Dieser Unternehmenstyp beschäftigt zu über 40 % fünf oder mehr Personen.

Die „grenzüberschreitenden Kreativunternehmen“ sind sowohl in städtischen als auch in ländlichen Regionen anzutreffen, die jeweils wichtigsten KundInnen bzw. GeschäftspartnerInnen haben den Sitz im Ausland. Die „grenzüberschreitenden KreativunternehmerInnen“ sind im Durchschnitt größer als die  „ländlichen“ und „intrinsisch motivierten Stadtkreativen“: 40 % zählen zu den EPU, rund 15 % verfügen über zehn oder mehr Beschäftigte.

Die verschiedenen Unternehmenstypen stellen unterschiedliche Anforderungen an die Standortgegebenheiten: Die „stadtabhängigen“ und die „grenzüberschreitenden Kreativunternehmen“ stufen häufiger Forschungs- und Entwicklungsinfrastruktur sowie den Arbeitsmarkt als erfolgsbestimmend ein. Für die „urbanen“ Regionstypen ist die Verfügbarkeit von Immobilien bzw. adäquaten Räumlichkeiten von hoher Wichtigkeit. Das öffentliche Verkehrsnetz stellt einen weiteren wichtigen Standortfaktor für diese Typen dar. Die „ländlichen“ Unternehmen stufen die regionale Verbundenheit häufiger als zentralen Faktor für den Unternehmenserfolg ein.

Der Großteil der KreativunternehmerInnen ist mit den Standortfaktoren, die für sie wichtig sind, auch zufrieden. Tendenziell sind die „ländlichen“ und „grenzüberschreitenden Kreativen“ etwas weniger mit der räumlichen Nähe zu Netzwerken und KooperationspartnerInnen sowie zu den kreativen Gleichgesinnten zufrieden. Im Vergleich zu den anderen Unternehmenstypen werden von den am Land angesiedelten Unternehmenstypen auch die Verkehrsanbindung und das öffentliche Verkehrsnetz etwas schlechter bewertet. Die „grenzüberschreitenden KreativunternehmerInnen“ weisen niedrigere Zufriedenheitswerte mit den am Standort gelegenen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen auf. Da die Suche nach einer adäquaten Immobilie  insbesondere für in der Stadt angesiedelte Unternehmen eine Herausforderung darstellt, fällt die Zufriedenheit mit Preis und Vorhandensein von Räumlichkeiten bei den städtischen Typen insgesamt geringer aus.

Kreativwirtschaft schafft Potenzial für wirtschaftliche Entwicklung in der Region

In den letzten Jahren wurde erkannt, dass die Kreativwirtschaft zur wirtschaftlichen Belebung und Neupositionierung von Städten und Regionen einen wichtigen Beitrag leisten kann. Die Europäische Kommission sieht die Kultur- und Kreativwirtschaft in einer strategisch günstigen Position zur Förderung eines intelligenten, nachhaltigen und integrativen Wachstums in den EU-Regionen und -Städten und wertet ihren Beitrag zur Strategie Europa 2020, der  EU-Wachstumsstrategie für das nächste Jahrzehnt, als bedeutend. Infolgedessen fordert die Europäische Kommission die Mitgliedsstaaten dazu auf, die Förderung der Kreativwirtschaft in ihre regionalen Entwicklungspläne aufzunehmen und dazu insbesondere auch die Mittel der EU-Strukturfonds auszunutzen (vgl. Europäische Kommission 2012b).

Wie bereits aus den Analysen des Dritten und des Vierten Österreichischen Kreativwirtschaftsberichts (vgl. creativ wirtschaft austria 2010 bzw. 2008) hervorging, sind Kreativunternehmen in hohem Maße innovativ und gleichzeitig innovationstreibend für Unternehmen und Organisationen aus anderen Branchen. Die Kreativwirtschaft erhöht die Wettbewerbsfähigkeit anderer Wirtschaftsbranchen beispielsweise durch die attraktivere Gestaltung von Produkten und Dienstleistungen, die Förderung von deren Vermarktung, die Verbesserung der Geschäftsprozesse und die Kommerzialisierung von Innovationen am Markt. Durch das Angebot an Kreativleistungen erhöht sich somit auch die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit eines Standortes.

Wenngleich die Kreativwirtschaft nicht als Allheilmittel für jede strukturschwache Region verstanden werden darf, gibt es genügend Beispiele, bei denen die Integration der Kreativwirtschaft in nachhaltige Regionalentwicklungspläne das Wachstum und die Belebung der Wirtschaft einer Region unterstützt. Einige Anregungen werden in der vorliegenden Studie anhand von Fallbeispielen gegeben. Bei einer entsprechenden intelligenten Positionierung kann die Kreativwirtschaft darüber hinaus die USP („Unique Selling Proposition“) einer Region stärken bzw. helfen, einen gegebenenfalls erstrebten Imagewandel herbeizuführen. Die Kreativwirtschaft eröffnet des Weiteren durch attraktive Arbeitsplätze und die Möglichkeit zur Selbstständigkeit interessante Perspektiven für den Nachwuchs und hochqualifizierte Personen, wodurch der Abwanderung und dem Braindrain entgegengewirkt werden kann. Nicht zuletzt kann die Kreativwirtschaft durch ihre überdurchschnittliche Performance einen Beitrag zur Bewältigung von Krisen und dem Strukturwandel im regionalen Kontext leisten.

Top-down- und Bottom-up-Strategien zur Förderung der Kreativwirtschaft in den Regionen

Aus den nationalen und internationalen Fallbeispielen geht hervor, dass es unterschiedliche Strategien gibt, wie die Kreativwirtschaft, insbesondere auch in ruralen Regionen, gefördert werden kann. Es werden Initiativen beleuchtet, bei denen der Impuls beispielsweise „top-down“, d.h. „von oben“ institutionell oder politisch gesetzt wurde. Dazu gehört etwa das Impulszentrum „Campus Dornbirn“ im Vorarlberger Rheintal, welches Klein- und Kleinstunternehmen der Kreativwirtschaft mit GroßauftraggeberInnen aus der Wirtschaft vernetzt, oder ein in der schwedischen Region Gävleborg durchgeführtes  Regionalförderprogramm, welches Kreativwirtschaftsförderung in bestehende Strukturen einbindet.

Umgekehrt werden auch Beispiele aufgezeigt, bei denen der Anstoß von der „Basis“ (den KreativunternehmerInnen selbst) ausging: OTELO Offenes Technologielabor bietet niederschwellige Experimentierräume für Technik, Medien und Design in der weiteren Umgebung von Linz an. Das ebenfalls näher analysierte englische Kreativnetzwerk CIN stellt einen „One-Stop-Shop“ für urbane und rurale Kreativunternehmen in der Region Derbyshire dar.

Durch sogenannte „Leuchtturmunternehmen“ kann Strahlkraft in der Region erzeugt und können Impulse in Richtung Kreativwirtschaft gegeben werden, wie anhand des Fenster-, Türen- und Möbelherstellers KAPO im Oststeirischen Kernland und am Automobilbetrieb Ficosa in der spanischen Region Katalonien aufgezeigt wird.

Die Fallbeispiele machen deutlich, dass es nicht ein für alle Regionen gültiges Erfolgsrezept gibt, sondern unterschiedliche Strategien in einer bestimmten Situation und mit unterschiedlichen regionalen Gegebenheiten zum Erfolg führen können. Des Weiteren wird deutlich, dass gerade in einem ländlichen Raum jenseits der urbanen Zentren ein (politischer) Wille und konkrete Maßnahmen durch die jeweiligen Akteure bzw. Akteurinnen notwendig ist, um mit der Kreativwirtschaft spürbare Effekte für eine Region zu erzielen.

In Österreich wurde auf Bundesebene mit evolve, dem Innovationsförderungsprogramm für die Kreativwirtschaft 2008 – 2013 bereits ein wirksames und ganzheitliches Instrument zur Förderung der Kreativen geschaffen. Das vom Bundesministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend (BMWFJ) entwickelte und gemeinsam mit der austria wirtschaftsservice GmbH (aws) mit der Programmlinie „impulse/aws“ und der creativ wirtschaft austria in der Wirtschaftskammer Österreich umgesetzte Förderprogramm zielt auf monetäre Förderung, auf Service und auf Bewusstseinsbildung ab.

Auf der Ebene der Bundesländer sind ebenfalls in den letzten Jahren zahlreiche Strukturen und Maßnahmen geschaffen worden, die  Kreativwirtschaftsunternehmen kleinräumig und effektiv angebots- und nachfrageseitig zu stärken.

(Politischer) Wille und Bewusstsein für Kreativwirtschaft stärkt Kreative

Zentral für die Entwicklung der Kreativwirtschaft in den Regionen sind folgende Faktoren: Die Stärkung des Bewusstseins für die Bedeutung von Kreativwirtschaft, Kreativität und Gestaltung, die Wertschätzung für kreative Arbeit und die Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen, sind die Grundlagen für die Entwicklung der Kreativwirtschaft. Sie lassen – bildlich gesprochen – die Kreativwirtschaft sprießen.

„Einfache“, jedoch nicht zu vernachlässigende Voraussetzungen für die Ansiedelung von Kreativen in ländlichen Regionen sind eine leistbare Lebensqualität, eine offene Mentalität – Stichwort „kreatives Milieu“ und Kooperationsbereitschaft – und „greifbare“ EntscheidungsträgerInnen, die das Vorankommen von Kreativen und Kreativwirtschaftsinitiativen erleichtern.

Der klassische Standortfaktor „Raum und Immobilien“ spielt auch für die Kreativwirtschaft eine zentrale Rolle. Das Bereitstellen von attraktiven und leistbaren Räumen, leer stehenden Gebäuden oder billigen Baugründen kann zu einem Standortvorteil für Kreative werden. Die Kreativwirtschaft ist des Weiteren auf  Infrastruktur – sowohl öffentlichen als auch individuellen Nahverkehr ebenso wie den Datenhighway – angewiesen.

Eine Region kann durch intelligente, langfristige Positionierung und gegebenenfalls durch die Entwicklung eines Brandingkonzepts im Sinne von Standortmarketing gezielt ihre Stärken kommunizieren und so Kreative ansprechen.

Für die Implementierung von Fördermaßnahmen in den Regionen ist eine Einbettung der regionalen Kreativwirtschaftsstrategie in übergeordnete Entwicklungspläne und Strategien bedeutsam. Eine Analyse der Ausgangssituation und eine Bedarfsanalyse der Kreativwirtschaftsunternehmen ermöglichen ein zielgruppengerechtes Handeln. Die hohe Heterogenität der Kreativwirtschaft macht es in dieser Hinsicht notwendig, die für die Region wichtigen Bereiche der Kreativwirtschaft im Sinne einer Spezialisierung und die Schnittstellen zu anderen Wirtschaftsbereichen zu identifizieren und mit entsprechenden Maßnahmen zu adressieren. Durch das Einbeziehen von strategischen KooperationspartnerInnen (Regionalmanagement, Wirtschaftskammer sowie weiteren Interessenvertretungen, Vereinen und Verbänden) auf Bundes- und Regionalebene kann ein nachhaltiger, integrativer Ansatz verfolgt werden. Zentral ist darüber hinaus eine breite Einbindung der Agierenden aus Wirtschaft und Industrie, aus Kultur und Bildung sowie aus der „freien Kulturszene“ auf lokaler und regionaler Ebene. Das Aufzeigen von erfolgreichen Beispielen („best practice“) von Kreativunternehmen sowie von Kooperationsbeziehungen kann durch Vorbildwirkung förderlich sein.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Kreativwirtschaft ein vitaler Teil der österreichischen Wirtschaft ist, der sich auch vergleichsweise krisenresistent gezeigt hat. Wenngleich der Großteil der Kreativunternehmen in den Städten angesiedelt ist, gibt es auch in ruralen Gegenden Kreativwirtschaft und Kreativunternehmen, die stark in ihrer Region verankert sind – ihre Zahl wächst und sie besitzen das Potenzial, einen Beitrag für die Entwicklung der Region zu leisten.

Vor diesem Hintergrund gilt es, diesen innovationsstarken Dienstleistungszweig auch in Hinblick auf die österreichische Wettbewerbsfähigkeit und die  Regionalentwicklung zu fordern und zu fördern.